26. April 2023

Wir müssen digitale Nachhaltigkeit verankern: Start meines Dialogs mit der Wissenschaft

Das „Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie“ ist eine Institution, wenn wissenschaftliche Expertise zu Nachhaltigkeitsthemen gefragt ist. Aktuelles Beispiel: Sind Plastik-Wasserflaschen wirklich ökologischer als Mehrweg-Glasflaschen, wie es der Lidl-Konzern gerade überall auf Großplakaten behauptet? Klare Antwort: Eigentlich nicht. Nur wenn man ein hochoptimiertes Plastik-Verpackungssystem mit einem Durchschnitts-Mehrwegsystem vergleicht, könnte es konkurrieren. Aber nachhaltig ist es noch lange nicht. Dank Forschenden, die so nah dran sind an den großen gesellschaftlichen Themen wie die Mitarbeiter*innen des Wuppertal Instituts, werden wirklich nachhaltige Lösungen gesucht, z.B. wie man das Mehrwegsystem optimieren kann.

 

Ich tausche mich für meine Arbeit an einer nachhaltigen Digitalisierung schon lange mit dem Institut aus, um wissenschaftliche Erkenntnisse in konkrete Politik umzusetzen, insbesondere mit dem Forschungsbereich Digitale Transformation, den Stephan Ramesohl und Holger Berg leiten. Bei einem Treffen in Wuppertal mit meiner EP-Kollegin und Vorsitzenden des Binnenmarktausschusses und Kreislaufwirtschaftsexpertin Anna Cavazzini und Grünen aus Wuppertal und Köln haben wir über Kreislaufwirtschaft und digitale Innovation diskutiert. Dabei ist wichtig: Schlechte Prozesse zu digitalisieren, sorgt nicht für mehr, sondern für weniger Nachhaltigkeit. Deshalb müssen im Rahmen der Digitalisierung immer die zugrundeliegenden Prozesse infrage gestellt werden, um wirklich Ressourcen und Energie einzusparen.  

Ein Beispiel sind Rechenzentren. Wer über Digitalisierung und Nachhaltigkeit spricht, konzentriert sich oft zuerst auf die Effizienz von Rechenzentren. Aber die eigentliche Frage lautet: Wie viele Daten brauchen wir? Wem dient die Speicherung welcher Daten? Beim Klimaschutz und der effizienten Fertigung brauchen wir sicherlich mehr Daten. Aber heute dient ein erheblicher Anteil der von Google und Meta verarbeiteten Daten nur der Beeinflussung unseres Konsumverhaltens durch personalisierte Werbung. Brauchen wir dafür wirklich Rechenzentren?

Dr.-Ing. Stephan Ramesohl (li.) und Dr. Holger Berg

 

Da wir bisher nicht einmal wissen, wie groß das Datenvolumen ganz genau ist, das allein für personalisierte Werbung gespeichert wird, brauchen wir den Zugang für Wissenschaftler*innen, wir brauchen Transparenz und müssen den Fußabdruck dieses Geschäftsmodells bewerten, um den notwenigen Transformationsprozess für alle nachvollziehbar zu begründen. An diesen Fragen arbeite ich auch in der Partei und habe dazu den ersten Beschluss „Die Digitalisierung grün gestalten“ erwirkt. 

 

Mit Henning Wilts, Abteilungsleiter Kreislaufwirtschaft, haben wir beim Besuch außerdem die großen Fragen diskutiert, wie ein zirkuläres Deutschland im Jahr 2045 aussehen sollte. Das Ziel muss eine absolute Senkung des Rohstoffverbrauchs sein – statt nur den Anteil der Recyclingstoffe in Produkten zu erhöhen. „Es mangelt nicht an Ideen, aber wir brauchen Testlabore“, sagte Wilts, der mit seinem Team z.B. das BMUV auf dem Weg zu einer Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie berät.

 

An all diesen Schnittstellen ist der Austausch mit dem Wuppertal Institut so wichtig und gewinnbringend für die Politik. Zumal das Institut über langjährige Erfahrung und enorme Kompetenzen verfügt. Wir verstehen uns heute als „wissenschaftsbasierter Katalysator“, erklärte Institutsleiter Manfred Fischedick. Die Anfänge des Wuppertal Instituts liegen im Jahr 1991, kurz vor dem Weltgipfel von Rio, der 1992 ein Aktionsprogramm zur nachhaltigen Entwicklung verabschiedete, die „Agenda 21“, und eine Klimarahmenkonvention. Inzwischen sind die Themen ganz oben auf der politischen Agenda angekommen. Heute arbeiten rund 300 Mitarbeiter*innen im Wuppertal Institut an Visionen für eine nachhaltige und CO2-arme Gesellschaft.

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