14. Juli 2020

Die Ergebnisse der ersten feministischen Analyse des Konjunkturpakets

Die Fraktion Greens/EFA hat auf meine Initiative eine Gender-Folgenabschätzung des europäischen Wiederaufbauprogramms „Next Generation EU“ in Auftrag gegeben. Darin kommen die beiden Ökonominnen Dr. Elisabeth Klatzer und Dr. Azzura Rinaldi zu dem Ergebnis, dass das Konjunkturpaket Frauen benachteiligt, weil sie überproportional häufig durch die Krise ihren Job verlieren, die Finanzhilfen der EU aber vor allem in männerdominierte Branchen fließen. Das ist geschlechterblind. Wenn wir die Konjunkturprogramme nicht gerechter gestalten, werden sie Frauen in dieser Krise in allen Ländern um Jahrzehnte zurückwerfen.

 

Die Autorinnen liefern rechtzeitig den Beleg, um noch gegensteuern zu können. Sie empfehlen unter anderem, neben dem Schwerpunkt einer digitalen und grünen Transformation auch einen weiteren Schwerpunkt auf Investitionen in die bezahlte Sorgearbeit zu setzen. Es kommt auf eine intelligente Kombination dieser Schwerpunkte an, wenn „Next Generation EU“ und alle anderen Konjunkturpakete ihre volle Wirksamkeit auf dem Arbeitsmarkt entfalten sollen.

Mit eindrücklichen Vergleichen und Berechnungen zeigen die Autorinnen, wie die Benachteiligung entsteht. Sie wird auch offensichtlich in der Gegenüberstellung der Sektoren, die von der Coronakrise besonders stark betroffen sind, und derjenigen Sektoren, die vor allem vom Konjunkturpaket profitieren sollen:

Relevant sind auch die wirtschaftlichen Auswirkungen. Während Investitionen in Digitales und Klimafreundlichkeit wichtig sind, werden sie in diesen bereits jetzt von Fachkräftemangel geprägten Branchen nur begrenzt für Beschäftigung sorgen. Wenn immer Frauen den Arbeitsmarkt verlassen müssen, werden Haushaltseinkommen und damit auch das BIP sinken. Daher brauchen wir ausgewogene Investitionen, die realistisch zu erwartende Beschäftigungseffekte berücksichtigen. Dafür spielt die Care Economy eine zentrale Rolle, insbesondere Investitionen in krisenfeste Kinderbetreuung und Schulen.

 

Zur Studie (leider nur auf Englisch) geht’s hier.

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